Ein wichtiges Thema ist in diesem Zusammenhang sicher die Leiharbeit. Leiharbeit ist, wie in anderen Branchen auch, ein Instrument zur Flexibilisierung der Produktion. Die Produktion von Turbinen und Komponenten in der Offshore-Windbranche ist ausschließlich Projektarbeit. Wird ein Offshore-Windkraftwerkprojekt realisiert, bedeutet das eine Produktionsspitze: Da mehrere Anlagen innerhalb eines kurzen Zeitraumes installiert werden – ein Offshore-Windkraftwerk wird innerhalb weniger Monate auf See errichtet – müssen diese schnell und termingerecht gefertigt werden. Ist der Auftrag abgearbeitet, kommt danach nicht automatisch ein Folgeauftrag, so dass die Produktion eventuell für eine bestimmte Zeit stark zurückgefahren wird. Anders als in andern Industrien wie z.B. in der Automobilbranche werden also nicht gleichmäßig wenige Einheiten von relativ kleinen Unternehmen bestellt. Stattdessen werden große Bestellungen unregelmäßig aufgegeben, ähnlich wie in der Luftfahrtindustrie. Eine gleichmäßig hohe Nachfrage entsteht erst durch eine große Zahl von Projekten, durch die die Produktionskapazitäten ausgelastet werden.
Leiharbeit wird häufig auch mit niedrigeren Löhnen verbunden. Dieser Automatismus besteht aber nicht. Tatsächlich werden die Leiharbeiter der Offshore-Windbranche in der Regel angemessen entlohnt, und es liegt im Interesse der Unternehmen, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie ihr Know-how langfristig – zum Beispiel durch entsprechende Gehälter – zu binden, zumal der Bedarf an Fachkräften zurzeit kaum gedeckt werden kann. Klar ist demnach, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und sich die Offshore-Windindustrie gut entwickelt, entstehen automatisch feste Arbeitsverhältnisse.
Eine Qualität der Offshore-Windindustrie zeigt sich im Umgang mit den für die dynamische Auftragslage in der Windindustrie zeitweise notwendigen Leiharbeitern. Diese werden nicht ausgebeutet, sondern in der Regel angemessen belohnt.